Angesichts der Shoa wurde deutlich, dass die Kirchen versagt hatten, eine nichtantijudaistische Theologie auszubilden. Zu einfach war es in Alt- und Neu-Kategorien, „abgelöst“ und „erlöst“ das Christentum gegenüber dem Judentum als überlegen darzustellen. Schon immer gab es aber auch Gegenstimmen, die das Verhältnis zum Judentum als für die Kirche relevant und grundlegend ansahen. So waren sich Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer einig, dass die Juden die Christusfrage offen halten und das Volk Gottes in der Welt zum Heil der Welt von Gott berufen ist. Durch Dialogbemühungen in den Nachkriegsjahren konnte sich eine christlich-jüdische Verständigung und Gesprächsbasis entwickeln, die anfangs von Reue, dann von theologischer Not, zuletzt von Neugier und Freude aneinander geprägt war.
An diesem Abend sollen sowohl diese Anfänge beleuchtet werden als auch Entwicklungen im evangelischen Gottesdienst, Religionsunterricht und Theologie, die sich darum bemühen ein nichtantijudaistisches Bild vom Judentum zu vermitteln und die besondere Beziehung zwischen Christ*innen und Juden und Jüdinnen zur Grundlage ihres Denkens und Handelns machen.
Die Referentin wird dazu aus ihrer derzeitigen Arbeit und ihrer Dissertation „Christus praesens angesichts des Volkes Israel“, erschienen im EVA-Verlag Leipzig, berichten und einen Überblick zur Entwicklung des christlich-jüdischen Verhältnisses in Bayern und darüber hinaus geben.